Praktisch! Aber auch sinnvoll?

Raufaser auf Raufaser tapezieren – (k)eine gute Idee?

Alte Tapete abzureißen ist recht mühsam. Warum also nicht einfach auf die vorhandene Tapete tapezieren? Das kann funktionieren, doch Sie sollten es wirklich nur im Notfall machen. Hier die wichtigsten Infos zum Thema und Tipps zum Thema Raufaser auf Raufaser tapezieren.

Tapete auf Tapete tapezieren: Wann es funktioniert – und wann nicht

Kann man Tapete auf Tapete kleben? Im Prinzip ja, es war sogar lange Zeit weit verbreitet. Das wissen alle, die schon mal mehrere Tapetenlagen von einer Altbauwand gekratzt haben. Großer Vorteil des Übertapezierens: Das Vorgehen erspart das zeitraubende Entfernen der vorhandenen Tapete.

Allerdings bestanden Tapeten früher fast ausschließlich aus Papier und wurden mit Zellulose-Kleister verklebt – waren also atmungsaktiv. Heute hingegen können Sie aus vielen unterschiedlichen Materialien und Oberflächen wählen, und deren Beschaffenheit macht einen großen Unterschied.

Denn auch, wenn es dank innovativer Klebstoffe technisch möglich ist, so gut wie jeden Wandbelag überzutapezieren, sollten Sie das vor allem bei wasserdampfundurchlässigen Tapeten unterlassen. Denn sind mehrere wasserdichte Schichten miteinander verklebt, reguliert sich die Feuchtigkeit im Raum nicht mehr über die Wand. Die Folge: Dicke Luft und schlimmstenfalls Schimmel. Daher sollten Sie wenn möglich folgende Tapeten nicht übertapezieren:

  • Vinyl
  • Glasfaser
  • Lack
  • Satin
  • Kunststoff

Bedingt zum Übertapezieren eignen sich

  • Papiertapeten
  • Raufaser
  • spaltbare Tapeten
  • Vliestapeten

Sind Papiertapeten allerdings mit Latex, Elefantenhaut oder anderen abwaschbaren Schichten gestrichen, eignen sie sich nicht zum Übertapezieren – mit einer solchen Beschichtung sind sie weder atmungsaktiv noch saugfähig. Der Kleister haftet schlecht oder gar nicht, sodass kein fester Klebeverbund entstehen kann und die neue Tapete von der alten herunterrutscht.
Dispersionsfarben oder Mineralfarben hingegen lassen sich vergleichsweise gut übertapezieren.

Bevor Sie sich fürs Tapezieren auf vorhandene Tapete entscheiden, bedenken Sie zudem einige ästhetische Gesichtspunkte. Kleben Sie beispielsweise eine helle auf eine dunkle Tapete, schimmert die Farbe später eventuell durch. Glatte Papiertapete auf Raufaser zu kleben – oder auf einen anderen strukturierte Wandbelag –, ist ebenfalls keine gute Idee. Denn: Die Körnung drückt sich in jedem Fall durch, die neue Tapete wirkt ungleichmäßig. Auch beim Anbringen einer Fototapete auf Raufaser müssen Sie damit rechnen, dass sich eine unruhige Oberfläche ergibt und Fotos starke Unebenheiten aufweisen.  

Zudem ist es nicht auszuschließen, dass sich durch den Wasseranteil im Kleister alte Tapeten von der Wand blasenförmig ablösen und die neue Tapete nicht haften kann.

Lieber entfernen als Tapete auf Tapete zu tapezieren

Generell ist es ratsam, vor dem erneuten Tapezieren die vorhandene Tapete zu entfernen. Denn um eine Tapete wirklich fachgerecht anzubringen, muss der Untergrund entsprechend glatt, sauber, farblich neutral und saugfähig sein. Das ist gerade bei in die Jahre gekommenen Tapeten selten der Fall. Insbesondere bei Tapeten, die Umweltpartikel wie Schmutz und Gerüche aufgenommen haben, verfärbt sind oder sogar unangenehm riechen, sollten Sie den Wandbelag entfernen.

Außerdem lassen sich erst nach dem Entfernen der alten Tapete an der Wand aufgetretene Mängel erkennen und beheben.

Tipp: Metylan Tapetenablöser leistet Ihnen beim Entfernen der alten Tapete wertvolle Dienste!

Besonders leicht geht übrigens das Ablösen von modernen Vliestapeten von der Hand, denn die ziehen Sie sich ganz einfach von der Wand ab. Statt also eine Fototapete auf eine Vliestapete zu kleben, entfernen Sie lieber die Vliestapete und tapezieren die Fototapete direkt auf die vorbereitete Wand.

Ist Ihre alte Papiertapete allerdings so fest mit dem Untergrund verklebt, dass sie sich überhaupt nicht lösen lässt oder das Entfernen den Untergrund beschädigen würde, kann es sinnvoll sein, über die Tapete zu tapezieren. Prüfen Sie zuvor, ob Sie alternativ den alten Wandbelag streichen. Das funktioniert nicht nur bei Raufaser einwandfrei, auch verschiedene Vliestapeten sind gut zu überstreichen.

Raufaser auf Raufaser tapezieren: Hinweise und Anleitung

Auch wenn es nicht fachmännisch ist: Gerade in Mietwohnungen wird häufig noch Raufaser auf Raufaser tapeziert. Um die Optik brauchen Sie sich in diesem Fall jedenfalls keine Gedanken zu machen, da Sie schlicht eine strukturierte Tapete mit einer weiteren strukturierten Tapete überkleben. Dennoch: Das Tapezieren von Raufaser auf Raufaser sollte ein Ausnahmefall bleiben.

Und so gehen Sie vor:

  1. Alte Tapete überprüfen: Der Wandbelag sollte an allen Stellen fest auf dem Untergrund sitzen und trocken sein. Prüfen Sie außerdem, ob die Oberfläche saugfähig ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die alte Tapete beim Auftragen des Tapetenkleisters löst und gemeinsam mit der neuen Tapete von der Wand fällt. Merke: Schimmel oder feuchte Stellen niemals übertapezieren!
  2. Alte Tapete reinigen: Mit einer Bürste Staub und Schmutz entfernen.
  3. Kleister anrühren: Wir empfehlen Metylan Kleister. Rühren Sie ihn (nur beim Übertapezieren!) etwas dicker an als in den Herstellerangaben empfohlen. Dann dringt er nicht so schnell ein und die Gefahr, dass er die alte Tapete durchweicht und Kleister ablöst, ist geringer.
  4. Neue Tapete einkleistern und anbringen.